Gottfried Löcker


OSTERN, BUDAPEST

14 Gedichte, eine Baustelle

 Wien 2005


 

 

    Inhalt:

   In der Stille, aus der Stille               

   Albumblatt für Lou Andreas Salome                                                   

   Budapest 21. Mai 2005                                                                         

   Gedicht zu Ehren von Osip Mandelstam     

   An Franz Kafka !                                                                                     

   Im Haus unter den Kiefern                                                                                

   (Zu Andrej Tarkovskij )                                                                             

   Der Bruder   (für Sergei Brodow)                                                           

   Liebesgedicht in der Osterwoche       

   Zweierlei Karfreitag                                                                                 

   Karsamstag (für Sarah Kirsch)                      

   Ostersonntag       

   Annehmen der Blumen                                                                         

   Ostermontag     

 

 

                                

 

In der Stille, aus der Stille


Erfasst vom frühlingsgrün, es soll meine Augen klar waschen. Himmelschlüssel als Leihgabe zwischendrin. Die Mütter alle gestorben, so weben und wehen wir an ihrer statt, beten sie an und beten für sie. Der Abendschein spiegelt sich rosafarben an der Hauswand, zum Greifen nahe, Schnee noch auf den Gipfeln. Kühl und kalt geistern Weiber und Hexen, Frauen und Mädchen um die Berge in der Vollmondnacht. Sie hoffen auf Kinder weiblichen Geschlechts. Sie toben des Nachts und schreien, wüten und kreischen, geben sich hin dem göttlichen Tanz, gebären und gebären wieder: Männer und Kinder männlichen Geschlechts für ferne Kriege, Angst, Fluten und Hungersnöte.

 

Veilchen duften weit und blass in meine spröden Lungenflügel. Engelhaftes grün leuchtet durch altes Obstbaummaterial. Schnee auf den fernen Bergen das mich in der Tiefe sammelt. Die Stadt an einer oberflächlichen Schicht erwartet mich stets und immer: angemessen will ich mich ihr gegenüber verhalten, morgen. Und doch: Forderungen an Seele und Ich, wo ich hoffnungsvolle Zusammenhänge sehe zwischen dem vom Tau glitzernden Spinnennetz und dem knospenden Apfelbaum, moosbehangen und beschützt durch silbrige Flechten.


 

 

 

Albumblatt für Lou Andreas Salome


Dieser und jener erschoss seine Frau,

anschließend sich selbst, und das

mitten ins Herz.

 

Annehmen. Alles Annehmen :

Bin eifersüchtig, hasse den Vater,

liebe die Mutter,

ich ratlos, ich ständig zweifeln,

mir selber nie nichts verzeihen,

dem anderen noch weniger.

Höllenangst ich vor dem Vater,

noch mehr vor dem was ich sein möchte:

selbstherrlich herrschen ich,

möchte beherrschen alles,

können am wenigsten mich selbst beherrschen.

 

Stecke den Straußenkopf in den Sand,

die zuckenden Glieder werfe ich in den Schnee,

den entleerten Magen stülpe ich um,

schirme umsonst meine Brust vor all den

möglichen Kugeln ab.

Alles Annehmen, alles oben gesagte.

Nichts mehr verschweigen möchten.

 


 

Budapest 21. Mai 2005

 

Wieder nichts, alles daneben, abgefakte Hauswand, graue Handtücher und Bettlaken, zerknülltes Kleidungsstückwerk überall. Verstaubter Rost von erbärmlichem Gestank hastet aus jeder Haustür mir nach. Die mobilen Telefone läuten in meinen Taschen überall gleichzeitig. Nicht abheben, nicht sprechen, bitte nicht sprechen müssen jetzt, und überhaupt nie mehr.

 

Das Jahr läuft gut, und immer länger wird es. Wir ziehen in den Sommer ein und haben noch keinerlei Leistung vollbracht. Nichts als die Liebe ist die Wahrheit in der Stille der aufblühenden Linden, und die Gedanken vermehren sich zu Worten hin: Unvermeidbarkeit, keine Chance haben als zu lieben auf den Tod hin. Die Schmerzen bleiben, und das Verhaftetsein wird zur marmornen Tafel: alles Blut ist darauf eingeschrieben, der Sand und der Wind hat die Namen der Verlorenen und Vergessenen zu Asche werden lassen.

 

Ebenda, jetzt, ja, da gehen wir alle zu den unerforschten Bergen, das Vergessen in uns wird zu

einem Nebelhaufen der sich aus unseren Organen und Gebeinen bildet, kämpfen uns tapfer

vor munteren Schrittes, und mit unzähligen kraftvollen Worten der Lieblosigkeit, der

Hartherzigkeit: Schläge teilen wir aus so wie wir sie bekommen, das Herz so müde

schon und gedankenlos leer gefegt.

 


 

Gedicht zu Ehren von Osip Mandelstam

 

Mongolische Wüste weit, sehr viel tiefer, langes Atmen, keuchend nach Luft. Hundegebell, Todesschüsse die nicht trafen; eine explodierende Granate verbrannte das frische Grün des Bambus. Das Leben blieb für immer stecken im Bodensud. Die karge Haut verhungerte im Sandsturm, auf Schottenringspaziergängen tätig, bis zur Berggasse 19 und vorwärts zum Lateinamerikainstitut am Schlickplatz. Ich erinnere mich an Seelen, die nach Marbella zu entkommen versuchten, aber sie fanden keine Wasserstellen vor: ihre Kinder verschwebten mittlerweile in den Heroinkanülen. Ich liebte ihre Väter, fand ihre Mütter bezaubernd. Mein Meer fand nicht den Weg in ihren Traum.

Beredsamkeit blieb ein schwarzes Loch: the big bang. Es schweigt Homer in seiner Schlaflosigkeit. Und Ihr, die ihr schwimmt ? wohin des Weges ? Die Städte die Euch blühen durch Zeit und Jahre, die Orte leben in ihrem schwammigen Abfall, dem ständig zugekotzten Staub. Sephardische Lieder beten schwerelos für Euch und Eure Wiederkehr. Eure Orte fanden nicht den Weg in meine Träume. 

 

 


An Franz Kafka !

 

Ein böser Engel berührte mich und schrie mich an: It´s all your fault, weil es auch hier nichts zu scherzen gibt. Ich bin blind, sehe nichts, schweige tagelang.

Der Engel wollte mir dies Jagdgeschwader am Himmel zeigen, Betonsarkophage, Atommüll von Fluten fortgezerrt, Brennendes, Berstendes.

Nach Hause Franz, es ist zu feucht hier, sprach der Vater. Du wirst Dich erkälten, sprach die Mutter. Nimm Dich in Acht vor den Bildern, bleib lieber in den Worten, sprach Deine Seele. Die Bilder waren Dir vertrübt, verboten, verborgen, von Jugend an zerstört. Müsste ich nicht Morde begehen gegen all das Sehnsuchtsvolle in mir? (, sprachst Du zu Dir selbst).

 

Herr, hilf! Franz, hilf! Why don´t you say something? Don´t you understand my music? Only the geography of civilized wars? Herr, hilf! Franz, hilf! People should leave me alone at last.

 

Ich trauere zu viel, zugekifft auf Analytiker Couchen habe ich mich obendrein verworfen ins Spiel das niemals jemals jemand gewinnen kann.

Der Messias kam nicht, sie verstanden nichts, der Vater sprach in Rätseln, weil er nicht verstehen wollte, der Sohn wird schließlich umsonst gestorben sein, tapfer hassten sie sich gegenseitig.

Entschließen uns nirgendwohin zu fahren, Ostern in Budapest, nicht im absterbenden Dorf Wien. Nirgendwohin fahren, zerschneiden gerne stattdessen unsere Kleidung am lebendigen Leib.

 

   

 

Im Haus unter den Kiefern

 

Im Anfang war das Wort, im Haus unter den Kiefern:

Du bist stumm wie ein Fisch, schweigst tagelang und führst kein Gespräch zu Ende.

(Hab ich mich da schon geirrt, verirrt, in die Angst vor dem Sterben und dem Tod?)

 

Geboren im Haus unter den Kiefern, suchen wir aus allem Unnötigen unsere Tage aus, Auswege im letzten Moment. Stunde läuft, Wasser läuft, Blut läuft, das Salz hat meinen Mund verbrannt. Da lernte ich zu beten im Haus unter den Kiefern.

 

Die Vase fiel vom Tisch, Scherben und violette Blumen, weißer Flieder.

Aus irgendeinem Grund begann ich mich zu schämen all meiner Sünden wegen. Wer zählt mir alle meine Sünden auf? Ich schäme mich in den Tod hinein.

 

Ich gehe weg von hier, gebe es auf, das Haus unter den Kiefern. Ich wärme noch die Teller, stelle die zwei Kerzen auf den Tisch, öffne den Wein: Schließung der Lager, 8. Mai 45 Mauthausen, Ende des Krieges 9. Mai, und morgen feiern wir am Roten Platz.

 

Wo ist das Kind geblieben? Ich sage Dir, im Krieg ist es gefallen, und alle Fotos der Familie gingen verloren. 

 

 

 

 

Zu Andrej Tarkovskij

 

(Ort: Bar Hotel Gellert, Budapest, vergammelte Einrichtung, trübe Beleuchtung, an den Tischen sehr wenige Geschäftsleute mit Escort -Damen oder -Herren)

 

Mann: Rette mich ! Töte mich nicht! …Hilf mir doch, Maria! Ilona … ? … Julia ?

 

Zsuzsi: Ich bin die Zsuzsi. Sie brauchen vor nichts Angst haben. Es ist doch alles gut. Sie Armer! Ja, es ist alles gut so. Hier passiert Dir nichts. Weine nicht, liebe mich ….Was haben Sie mit Dir nur gemacht. Beruhige Dich. Wer hat Dich nur so erschreckt?

 

Mann: Nein, nein. Ich kann nicht mehr. Ich komme alleine nicht zurecht. Ich bin alt geworden, todmüde bin ich, erschöpft, ich kann nicht länger warten, ich gehe beim Warten zu Grunde, immer schon.

 

Zsuzsi: Wo warst Du gestern? Wo wirst Du morgen sein?

Für mich ist überall Gefängnis. Ich kann nicht abhauen….und verrecken. Bestell mir noch einen Schnaps, ein Unterseeboot – für den langen Weg. Ach und nüchtern werden, irgendwann. Ich will eigentlich nicht was ich will, was will ich überhaupt? Was ich heute will habe ich morgen schon wieder vergessen. Die Weltherrschaft will ich. Ich stehe ständig in den Kloaken. Der Schmutz ist mir ein Rätsel.

 

Mann: Ja, warum nicht ewig leben? Aber die Wahrheit ist, die Welt ist nicht zu heizen, die Menschen kommen um in der Kälte. Blumen wachsen, Gräser, aber nichts duftet mehr.

 

 

 

Der Bruder

(für Sergei Brodow)

 

Maria: Du bist der mit dem schwarzen Mantel voller Tränen … kann ich Dir helfen?

 

Jesus: Fahr weiter, ich sage: fahr, geh, lauf … ich muss im Totenhaus bleiben.

 

Der Bruder: Was gut für den einen, dem andern bringt es den Tod. Wasser und Ende überall. Schwarze Vögel bringen Deinen Sohn zu Tode, alles wird weggenommen werden.

 

Jesus: Alles ist genommen - vom Bruder verraten.

 

Bruder: Weil ich mich vor dem Fisch gefürchtet habe – da habt ihr bloß gelacht.

 

Jesus: Das Geld – leg alles nur hin, dem Bruder gib es… geh fort aus diesem absterbenden Dorf, es nimmt Dir all Deine Kraft.

 

Maria: Du bist es mit dem schwarzen Mantel voller Tränen … Du kannst mir helfen?

 

 

 

Liebesgedicht in der Osterwoche

 

Nie sprachen wir in unterirdischen Gängen, nie im vollen Tageslicht, nie gesprochen, nichts gesagt, stets verraten an Frauen Mädchen Geister Bedienstete Lehrer Professoren. Niemals dabei gesprochen, nur wenn völlig unvermeidbar.

 

Sitze und zähle die Gedecke: aufgetischte Gläser warten auf Dich und niemals kann ich nicht warten auf Dich. Schwarzverzweifelt sich und mich in den Himmel gegen die Erde stemmen, dazwischen auszuleben gegen die Abwehr Dich zu lieben, Eingrenzung, Kampfansage, nichts in Deinen Kreisen wird sich ändern, in den Bildern nicht, das Rot bleibt auf ewig in Deinem Leben.

 

Herbst ist nicht, nein, aufgeblähtes Frühjahr verwöhnt sich selbst mit Fliederduft und Kastanienblüten, den übersäten Gärten. Eingefangen in deinem Namen, nichts als herauskommen durch Gesten und Worte und ganz Eigenes der Untreue und Hintergehung in denselben Flüstergängen mit Präfekten, neuerdings überall verbreitete Stechmücken, blutsaugerische Schnacken. Ich höre nichts, ich spreche nicht, möchte zur Ruhe kommen mit Dir.


 

 

 

Zweierlei Karfreitag

 

Deine Sonne so schwarz und marmorn, großer Gott, flüchte ich lieber den Wellen zu.

Flüstere nur so hin, dass ich nicht wieder kommen will, und doch verstehen, jetzt.

An den Wassern Babylons da weinen wir und hängen in den Wolken,

durchkältet und ohne Sonne das Herz, niemandslos.

Will mich in Persephones Arme flüchten, dort schrei ich Dir den Mond vom Himmel.

 

„welch ein Schmerz der Auserkornen, da sie sah den Sohn da hängen, wie er mit dem Tode rang. Angst und Jammer, Qual und Bangen, Geißeln, Dornen, Spott und Hohn, sah ihn trostlos und verlassen, an dem blutgen Kreuz erblassen: Mutter Christi. Alles Leid hielt sie umfangen, das nur je ein Herz durchdrang. Durch die Seele voller Trauer, welch ein Schmerz der Auserkornen, immer noch das Schwert des Leidens geht.“ %

 

An alle Enden der Erde die schneidenden Winde, die Diebe und Hehler, die Mörder

der Kinder, der Alten und Sterbenden, die Ärzte und die Henker, die Staatsmänner mit gefärbten Haaren in flottjugendlicher Kleidung: die Feuer verlöschen nicht in unserem Stöhnen und Weinen.

Frühmorgendlicher Lauf der Donau entlang: Das erste Grün auf Büschen, vom Kot der Menschen und Hunde seit Jahren gedüngt. Braunwinzige Knospen schon im Morgengrauen im aufgerissenen Fensterloch entdeckt, gerungen nach frischer Luft für den anbrechenden Tag.

 

„und schöpfen draus die Zuversicht, dass du uns wirst verlassen nicht, sondern ganz treulich bei uns steh, dass wir durchs Kreuz ins Leben gehen“ &

 

Auferstehung kommt mit ausgestreckten Händen uns entgegen, trotz Schuld und Tod und Leid, trägt Licht in unsere Erfahrung, jetzt.

 

 

% nach Jacopone da Todi`s ’Stabat mater’, vor 1306

& aus einem Passionslied, Text: Christoph Fischer, vor 1568

 

 

 

Karsamstag (für Sarah Kirsch)

 

Die Straßenkehrer fegten gebrochene Äste zusammen der Wind wirbelte unfegbaren Staub auf ich schloss Mund und Augen und kämpfte gegen den Wind an die Frühjahrssonne trieb uns weiter den Autobussen zu und mit einer dieser quietschenden Straßenbahnen schafften wir es den großen Ring entlang und nochmals querten wir die Donau ein zweites Mal durch an diesem feuchten Morgen.

Unser Geldschein war zu gross für die Kassiererin an der Zahnradbahn und so stiegen wir die Stufen hinauf und waren schneller als die Portugiesen die vor uns an der Kasse angestanden hatten und vielfach vordrängten und bedrängten und so warfen wir schnelle Blicke in die Stadt die unter uns lag im ersten Frühlingsdunst und das Wasser der Donau war merklich hoch stand es doch bis an die Uferstrassen heran an denen die maffiosen Autos entlang rauschten.

Die Ausstellung in die wir zufällig kamen gefiel uns immer mehr beim Betrachten der Bilder schon drängten die Menschen durch die kleinen Ausstellungsräume und flüsterten csodalatos* aber dort wo wir wirklich hinwollten die Zeichnungen aus dem Ghetto zu sehen „three floor“ hinauf wies uns eine Frau im Erdgeschoss dort war niemand in den langen Hallen um zu besichtigen und fanden uns völlig verloren in den Farben und den schwarzen Linien der auf den Tod zu gerichteten Menschen vor ihren brotleeren Tischen.

Wir waren zu ich weiß nicht zu wievielte gekommen da waren die Eltern die Großeltern Tanten und Onkel und all die Namen und Gesichter derer die ich kaum mehr erinnern kann und so stiegen wir alle wieder den Burgberg hinab über die versieften Stiegen und den bei Dunkelheit völlig leeren Wegen entlang wo niemals ein Zigeuner aufspielen würde wo Fremde und Einheimische ihre Notdurft verrichten in den durchsichtigen Gebüschen und graslosen Böschungen nur wir an einem Karfreitag wie diesem an dem ich die Toten und die Lebenden nicht erkenne und die Arme ins Leere hinein ausbreite: die Freunde sind anderswo und wir mit unseren vergessenen Gesichtern wandern zur Donau hinab und hoffen auf Regen schwimmen jedoch mit dem gebrochenen Astwerk weiter die Donau hinab dem Schwarzen Meer zu.

 

*csodalatos=wunderbar

 

   
 

 

Ostersonntag

 

Suche Opersängerinnenleben zwischen Wien, Rom, Zürich, München und New York. Wünsche nach dem großen Leben kürzlich erst im feuchten Schutt gelandet, mit anderen Heiligenbildchen.

Weltkarrieren sterben in Lähmungen und Herzversagen, versinken im Morast der Frühjahrsfelder: ein Überdruss sondergleichen und Zerfall der Gehirnzellen, lieber doch nicht Amneris sein wollen.

 

Das Donauufer, Szent Istvan ter: nur in Stille zu betreten: Menschen, Winter 1944, in die Fluten geschossen, unter den Eisschollen versanken sie, trieben dahin, dem Schwarzen Meere zu. Keine Seele kehrte mehr zurück, staubig bleibt der Ort, unerlöst.

 

Wo bleibst Du Herr der Meere und der Mehre? Schickst uns beständig und immerfort Deinen Sohn in dieses Sterben um immer wieder zu erstehen, zwischen Flüchen, Seufzern und unser aller Todeswehen.

 

Manche Greise sitzen zwischen Kälbern in Oasen, Mantelknöpfenhaufen und Strohballen, können ihr Unglück noch zählen aber dem Glück zu keinem annähernden Dasein mehr verhelfen.

 

Die Schwalben eher kaputt, verdorben im atomaren Müll.

Ich erinnere mich oft an nichts mehr und niemanden mehr, will nicht, kann nicht. Mattigkeit und Müdigkeit verschwimmen im Frühjahrsgelächter zwischen rosaroten Barbiepuppen.

 

Auferstehung kommt mit ausgestreckten Händen entgegen, so spricht mir mein Freund gut zu, trotz Schuld und Tod und Leid, trägt Licht in unsere Erfahrung. Nie ist es genug.

      

   
 

 

Annehmen der Blumen

 

Schwarzer Spiegel zeigt mir das große Glück:

Le premier homme von Camus,

Contemporary voices in den Bildern,

The Gates in New York, alles im hellen Zauber

des winterlichen Frühjahrs.

 

Something`s got a hold on me:

Canon und Philips,

L’Allemand und Magyar nyelv,

Works on Paper, und die Männer die

Männer lieben.

 

Der lange Winter hält an.

Ich werde der Müdigkeit gehorchen,

der Schönheit der Krähen,

den geschmückten Gräbern,

denn schon liegt der Leichnam auf dem kühlen Marmor.

 

 

 

Ostermontag

 

Flog schnell dahin an einem Tag und stürzte stolpernd und nichts mehr konnte mich aufrichten fand keinen Mut keine Kraft keine Ausdauer, nicht mehr in den Frühlingstag zurück, so angenehm sagen sie ist die frische Luft, die Freunde, die Menschen, die Verwandten. Nichts bewegt mich weiter.

Freude die sich anderswohin wendet. Auferstehung noch nicht gelungen, heute noch nicht, heute bleiben die Läden geschlossen, der Alltag erst morgen wieder, die staubigen Gassen weiterhin von grauen Häusern eingeengt, die Flucht und Sehnsucht aufs Land noch eingesperrt.

 

Nur Bach kann retten den Morgen und den Mittag und den österlichen Nachmittag. Munter sticht er mir in die Seele, lass ab vom Tagtraum, reise mir zu, ganz unerschrocken und hell weht er mich an. Nichts zu tun heute, alles kannst du lassen. Andere stürzen mit verworrenen Haaren in einen Traum und flüstern und beben und schwitzen schluchzend vor sich hin: versteckt muss ich bleiben, der wollene Mantel birgt mich in Stille und Wärme. Auferstehung morgen, ja, doch.

 

 

Sehe Knospen noch nicht sprießen aber doch sehe helle Augen und Freude die sich anderswohin wendet. Auferstehung noch nicht gelungen, heute noch nicht, heute bleiben die Läden geschlossen, der Alltag erst morgen wieder, die staubigen Gassen weiterhin von grauen Häusern eingeengt, die Flucht und Sehnsucht aufs Land noch eingesperrt.

 

Nur Bach kann retten den Morgen und den Mittag und den österlichen Nachmittag. Munter sticht er mir in die Seele, lass ab vom Tagtraum, reise mir zu, ganz unerschrocken und hell weht er mich an. Nichts zu tun heute, alles kannst du lassen. Andere stürzen mit verworrenen Haaren in einen Traum und flüstern und beben und schwitzen schluchzend vor sich hin: versteckt muss ich bleiben, der wollene Mantel birgt mich in Stille und Wärme. Auferstehung morgen, ja, doch.