Gottfried Löcker
Leben versuchen
27 Gedichte (eine Übersiedlung, ein Umbau)
2005 - 2010
Tennyson: „Wenn wir eine einzige Blume begreifen könnten, würden wir wissen wer wir sind und was die Welt ist.“
Im Eigenverlag
Exemplar Nr. …/10
Budapest 2010
1.
Als ob Sie mein Deutsch nicht
verstünden, hören Sie doch selbst:
astreine Worte spreche ich, aber
sie verstehen mich nicht.
In Puppenhäusern leben sie,
Rentiere und Weihnachten liegen
zur Zeit im sommerlichen Meer.
Kein natürlicher Lebensraum,
alles irre teuer und potthässlich hier.
2.
Die Worte die sprache der alltag das Bad die körper der männer nackt und bekleidet unbekleidet und angezogen mit badeschürzen im wasser und außerhalb des wassers werden lau und im dunst der dämpfe und wasserstrahlen durchziehen sie die gänge und meine augen und fallen mir ab und wieder zu und ins vergessen hinein und heraus und die bunten farben werden blasser und grauer und die augen fallen zu und gehen irgendwann einmal nicht mehr auf und bleiben geschlossen für immer.
Das Bad und die Körper der Männer stellen sich mir entgegen im Gedanken an das Bad und das Schwimmen und die nackten Körper der Männer stehen unendlich weit in die Ferne als Reihe der Soldaten in die Wüste hinein schicken wir die blonden Hünen unter die Dusche alle nackt und blond und wenn die alten Männer kommen werfen wir die Hünen schon alle dahin denn nichts schöner als der braungebrannte glatte Bauch dem wir uns unter die Nasen reiben.
Hinschauen, zuschauen, mitmachen, vorbeischauen, zugreifen, weitergehen, weggehen und morgen ist nichts gewesen und übermorgen vergessen wir und überübermorgen haben wir alles längst vergessen und alles ist vergessen und wir sind vergessen und werden vergessen und kein Wort mehr möglich.
3.
Aus einem Haushalt
Die Parks, die flutenden Wasser um Berlin: das Wasser, immer. Wir essen so was doch nicht. Grün und blau, sumpfig grün und eisblau: mit den Weibern sich ärgern, ihnen zugehörig doch silbrig glitzernd gleichfalls ich. Lacktaschen, kein Schmuck, handgenähtes aus französischem, Schuhwerk kostbar, Wäsche Kostüme, Pelze, Hüte von Frau wie hieß sie doch, Blusen usw : das Mutterwerk meist kostbar.
Jetzt Ruhe finden wollen. Möchten kommen zu zweit? Doch eher allein ? und nicht, nein vegetarisch ja schon ab und an und heute ja. Orangensaft einkaufen müssen, nicht wollen mehr gehen. Unglaublich müde, erschöpft. Knoblauchpresse, Putzschwämme. Habe vergessen: Mutters Kuchenrezept. Danke. Ja, das essen wir.
4.
Sehnsucht, seufzend:
Comme une plante fragile
Comme mes parents
Comme les arbres fleurissantes
Comme ma soeur
Comme les couleurs du matin
Comme mon frère
Comme je le dis dans
Mes prières pour toi.
5.
Dem Frühling die Augen entreißen,
der Herbst schon vergraben im
schweigenden Erdreich.
Der kühlen Luft die Farben entziehen –
aufs Papier mich werfen in grün
und im gelb mich bekämpfend und
schreiend vergessen. Ich bin
das Papier, die Farbe, der Stift
und der Pinsel, das Auge, der Körper.
6.
Dieser und jener erschoss seine Frau,
anschließend sich selbst, mitten ins Herz:
Annehmen. Alles annehmen :
Ich hasse den Vater, ich liebe die Mutter,
ich bin eifersüchtig, bin ratlos, ich zweifle ständig,
ich kann mir selber nichts verzeihen,
den anderen kann ich noch weniger verzeihen.
Höllenangst vor dem was ich sein möchte:
mächtig, selbstherrlich herrschen ich,
denn können am wenigsten mich selbst beherrschen.
Stecke den Straußenkopf in den Sand,
die zuckenden Glieder werfe ich in den Schnee,
den entleerten Magen stülpe ich um,
schirme meine Brust vor den Kugeln der Mörder ab.
Alles annehmen. Nichts mehr verschweigen möchten.
Die Kugeln verfehlten nicht ihr Ziel.
7.
Du vergisst Baumwurzeln
Den Herbstniesel, Holzstöße
Sturmflut Dünen vor
Schwarzen Wolkenbänken
Ferne Raserei, sturmwärts
Absagen ohne Belohnung
Dem Tod entgangen, Flucht und
Sie sagen ins Himmelsreich
Morgenstern und Lebensnot
Verhilf der Liebe: Seidenes
Anhören müssen, dem Geist
Zuneigen, steil und horchend
Gib mir Worte, mach
Mich sprechend, Sprache,
Flüstern, Schreien, Schreien
Spielzeugautos, Kinder im
Spielen jahrelang hüpfen. Ich
Summe und singe in die
Wolkenhand: offenes Haus.
Langeweile, Müdigkeit, dem
Heitern keine Ruhe in dem
Du und Wir werden wollen
Steingeflüster.
8.
Den langatmigen See im Nebel aufgefahren, Bergstürze ertragen und graues Gemurmel die Wolken herab. Woher wir kommen, wohin wir gehen, fragen, ständig, die die Äste grün werden lassen, weil der Frühling langsam kommt. Sonne ist keine.
Singen die Kuppeln hoch, in den Steinfußboden, rot und weiß, Blumen und Wasser und weiße Luft die hinabstürzt die engen Gassen. Betrüger und Diebe verderben sich selbst. Rote Farbflecken auf das Haus gedonnert über den Canale Grande hinweg nach San Trovaso zu: Jalousien herabgelassen, verlassen alles, Claude lebt woanders, Christian verzogen, Masken und Brillen die das nichts nicht verbergen können. Mist und Sammelplatz, die Wasser trüb. Die großen Mörder der Zeit: namenlos im tiefsten Meer. Herr erbarme Dich unser/ihrer.
Dünn die Körper, die Haut die Knochen. Starre Blicke die mich immer mehr erkennen, silbriges Haar, Begräbnis nächste Woche, scharfe Gerüche, gehauchter Händedruck durch zwei Finger hindurch, Blindheit am Rande der Augen. Ich bin ein Krueppel. Ich kann nicht mehr gehen. Ich rufe die Mama. Tante Paula wurde fünfundneunzig, bei ihrem Begräbnis war ich noch. warme Augen, ja, du musst gehen.
Dem Licht und dem Blau die Sehnsucht lassen, dem Grün des Landes und der Frische der Luft. Einspurige Bahn deren Gleichgewicht ich ständig verliere. Die Sehnsucht bleibt.
.
9.
Herr über meine Dämonen!
Herr!
Herr, der Du bist!
Wissenswertes verschweig ich,
denn sprechen möchte ich sagen
und reden: Du meine Liebe,
und Maulkorb Gift und
eiserne Jungfrau sind
mein Lohn und Antwort.
10.
Menschen kommen
Nicht sagen ja und:
Nicht möchten, nein.
Segnen möchte ich Götter
Engel, Menschen mein:
Und spreche Amen.
Pest & Budern : Spritze
Farben: zinnoberrot mitten
In Hundegezücht (Möpse)
Tiefgeatmet in Musik,
Baumwipfel unendlich
Wasser sanft Deine Hand
lächelnd
11.
Menschenfleisch zerborsten
Im Kiralyi fürdö. Nichts geht
mehr, emsig und verschlissen
wird morgentrübe Schwanz
gebissen, ausgerissen, blutig
wie besessen gehurt, auch ich
dämliches Gänschen, Kampfansage
an Gebirgsformationen, deren
Erwanderer und Höhlengeister
Bergsee kühl und wortgewaltig,
den Großvater grüß ich über die
Jahrhunderte fort und hinweg.
12.
Mit Herz am rechten Fleck und Weidmanns Heil ist auch Dank dem großen Gott und keinerlei Vorsicht ist geboten im stillen Netz des großen Fängers; namenlos kurz wird allerlei sein und letztlich mündet in Nichts wo das Wort doch mystisch/mythologischen Ursprungs verwandelt uns in weiterhin verlagerte Urgetüme die ihr Leben dem Ende zu gestalten müssen, wo sie jetzt bereits zu Tode verwundet am Boden liegen zu allerletzt wird nichts ihnen sein als ob Schmerzen nur allein sie himmelwärts heben werden.
13.
Papier und keine Sorgen – der russische Winter vorstellbar unendlich weit, wo die Lager bitteschön? Ängste verstecken, das „unter sich lassen“ einige Zeit den Rücken gekehrt. Vorher schrieben wir uns schon lange nicht mehr – man hatte sich aus den Augen verloren und alles Geld verspielt. Blaue, grüne helle Flecken von Erinnerung, Fetzen aus dem Tagwerk fliegen auf als müde Krähen, schweben davon, hinab, krachen zu Boden, dumpf und schwer: Erschrockenes Wegschauen in den Sommer hinein, dem Klimagerät zu und lausche diesem, dem ungewohnten Rauschen in meinen mit Mauern umzäunten Räumen.
14.
RATHAUSPARK
UND MIT MIR SPRECHEN, GANZE
TAGE: NUR NICHT WENN UND ABER
IN DER STADT DES TODES
MUSS MAN SCHREIBEN IST NICHTZ
GEWORDEN: HALTLOS HERZLOS.
AUCH TREUE NICHTS ZU MACHEN.
STARKES AMSTERDAM: MESSER
SCHON GESCHLIFFEN. TROMMLER IM
FIEBER; ALTES GEKOTZE GRÜN:
ENTFLEUCHT; ENTFLOHT; ENTDECKT;
RASCHELNDES LAUB DER MORDSBUBEN.
15.
Entsandte ich Dich zu Bach,
gabst mir Unsagbares zurück
Sprengwerk untertags, Talmisilber in
tauben Schächten versteckt.
Geruchloses Stöhnen, Speichel
Und Blut wundenvoll, dem Ausgang
Zu. Nichts: das Rosa, das Grün,
das Weiß, ich will doch Alles.
Boxershorts werfen Wellen, des
Glaubens Lügen fliehen, wohin? Müde
Lippen verwehen, nicht sprechend.
16.
Sprechen wir doch sprechen wir
Sprache wie Menschenfleisch atemlos im Grunde verstrickt mit der Stille Durststrecke für italienische Aufläufe Mozarella Sperrmüll und alles was Ravenna zu bieten hat gestern sagten wir noch etwas und gaben uns die Hand sterbend lustlos dem Heiligen Michael sei Dank der Kopf will kampflos sprechen sei noch da wo Du bist und bleib mein und Deines wird alles rankentraubensüß stiegst Du abwärts einst so hältst Du Wort mit Erfurt und Dresden. Leipzig und Maui, sprechen wir doch sprechen wir doch; lass mich doch auch etwas sagen, ich rede den ganzen Tag aber. Beschwörungen und Gebete sprechen wir doch halbe Sätze und sagen wir einmal nicht und sprechen wir doch all unsere Verwünschungen aus die ich dir sagen will flüstern wir teuflisches sprechen wir doch hundsgemein und ordinär sprechen wir doch sprechen wir doch.
17.
Stasimenschen, Henkersknechte
Kadar, Putin, Rakoczi und andere Hausknechte
Ein gewisser Gabor Peter und andere hielten Verhöre ab, schlitzten ihre Opfer zentimeterweise. Später: Bibliothekare, schöngeistiger Literatur über Wespen und anderes, Botanisches gleichfalls. Jetzt wieder schwarze Garde allerorts. Schreien : Dreckige Schwule, dreckige Juden, dreckige Zigeuner, nicht übermorgen, heute schon, jetzt und immer. Schwarzes Aufgebot, trauriger Sonntag, Regungen verzuckender Körper in Leder.
18.
Wegelagerung, steinig, frostig
Im hellen Novemberlicht
Fertigen wir Gedanken an:
Steiniges, Frostiges. Stumm,
taub dem Rascheln allen Laubes
zu warten wir auf Regen,
Engel, Krankheit und Sterben.
Werfe Dich ins Gefängnis
Exiliere Dich, verbanne Dich
In täglich dunkle Räume.
Alleine musst du bleiben,
wenn die Schatten
vorüberziehen nach Jerusalem.
Es durchstoßen Männer und
Frauen mit Schwertern
Die Luft, zügellos – wir
Beide werden ihnen entfliehen wollen.
Mozart Requiem in der Basilika,
dunkle Namen auf den Strassen
in schwarzen Hemden,
musiklos, selbstzerstörerisch.
19.
Wenn Du willst so siehst Du mich
Und bleibst doch unsichtbar den Dämonen verborgen im stillen Wasser des Vergessens. Unschuldig wirst Du vieles vergessen im jamaikanischen Meer und im bernischen Fluß wenn Berlin schon längst verkauft seine Altlasten des herrschenden Kaufrausches: Sieh und schau und sag und sprich so wie ich es gerne konnte: Auf Dein Leben anschwellende Wogen dem Himmel zu ich suche Dich und finde Menschenblut unaufgefordert sprachlos bin ich hilf mir doch es lebt der längste Winter fort schon ausgeborsten zahnloser gehäufter toten Körper
Offenes Hautgeflecht wenn Vögel nisten wollen ist auch noch Raum und Musik erblüht Dir in allen Sphären dein Lächeln es umschweigt mich
Heiter kostend im Vater und dem Sohn und dem Geist
20.
Im Wienerwald:
Wienerwald Schrammelmusik: mein Vater beim Heurigen.
Nadelfleckfalter und Buchen beim Häuserl am Roah und Stoah.
Feuersalamander, Mistkäfer, frühes Moos im Laubengang.
Entnervt gehe ich hoch, schwelge tränend im Empfinden:
Schottisch gelocht englischer Kammgarn, Handarbeit auf
Kalkböden, Schwarzföhren bisweilen, Seide stock besoffen.
Tee brennt an in Geschichten von Singvögeln
(Zeisig der Großmutter im Küchenfenster).
Czernowitz und Produktenböse, Taborenstrasse
und Adalbert Chamisso. Seht die Sonne, Nadelduft
Kein Steinschlag, keinerlei Lawinengefahr im
Schrammelklang. Beeil Dich, komm leg Deine Hände auf mich
Trink etwas Nimm ein Taxi Iß eine Cremeschnitte
Bei Demel den Kaffee bei der Aida Brötchen im
Schwarzen Kamel. Ich treff dich dann im Dorotheum.
Hallo Papa.
21.
Wir haben das Wasser im Fenster vergessen und die Rute ins Fenster gestellt weit geöffnet alle Fenster zum Hof der sich wie ein Fenster zur großen weiten Welt hin öffnet die ganz große Bach´sche Musik im Fenster stehen hat auch Frauen die im Fenster sitzen wie auch Zulus keine Fenster brauchen ich aber in der großen Kälte des Wiener Jahres ständig meine Fenster geschlossen halten muss sein das Fenster sonst springen Katz und Maus und der große Vogel dahin auf immer Fensterlein ach Fensterlein: Wer ist wohl der schönste im trauten Heim?
22.
Z e r f l e i s c h t e Hunde
Ku´dammtraum ins All
Ich will/oder: ich muss!
Maria: Zigeunermadonna
Pflegt mich bräutlich, ach
Trösterin Du, entdeckt jetzt.
(Budapest: Sankt Cyprians Tag
Im Jahre, morgens etwa)
In die Turbinen geschleudert,
das Menschenfleisch dem
Steinbruch entkommen.
Lauter sprechen! Fraglos.
Nieselregen deckt meine
Scham zu. Absichtslos endlich.
23.
Zerfurchte Geigentöne zur Zeit als Allende sterben musste. Ganz Chile nun versammelt mit Tauben und Enten am Bartok Bela Teich. Endloser Strand, Eis und Wüsten.
Tagträumen über zu machende Geschenke, Wünsche zu Geschenken machen im Schilfrohr als Moses dem Schilf entstieg aus königlichem uterus gelenkt.
Straßenbahnruhe stadteinwärts und rundherum sprinten kreischende Mädels. Ich suche Männerhaare im eigenen Blutgeström sommerwärts einherlaufend dem Wasser nach.
Frauen platzieren Brüste in lächelndem Stoff. Geschmeiss um kaputte Beine, offene herzen, wunde Augen hinter Chanel, Blondes in deutschen Kisten fahrend, alles Heil ganz groß.
24.
Zweierlei Karsamstag
Deine Sonne so schwarz und marmorn, flüchte ich lieber den Wellen zu. Geflüstert nur, so kann ich kommen und verstehen.
An den Wassern Babylons da weinen wir und hängen in den Wolken, durchkältet und ohne Sonne das Herz, niemandslos.
Will mich in Persephones Arme flüchten, dort schrei ich Dir den Mond vom Himmel.
„welch ein Schmerz der Auserkornen, da sie sah den Sohn da hängen, wie er mit dem Tode rang. Angst und Jammer, Qual und Bangen, Geißeln, Dornen, Spott und Hohn, sah ihn trostlos und verlassen, an dem blutgen Kreuz erblassen: Mutter Christi. Alles Leid hielt sie umfangen, das nur je ein Herz durchdrang. Durch die Seele voller Trauer, welch ein Schmerz der Auserkornen, immer noch das Schwert des Leidens geht.“ (nach Jacopone da Todi`s ’Stabat mater’, vor 1306).
25.
Ostern
An alle Enden der Erde die schneidenden Winde, die Diebe und Hehler, die Mörder der Kinder, der Alten und Sterbenden, die Ärzte und die Henker, die Staatsmänner mit den gefärbten Haaren und Augenbrauen, der flottjugendlichen Kleidung zum Porsche passend: die Feuer verlöschen nicht in unserem Stöhnen und Seufzern.
Frühmorgendlicher Lauf der Donau entlang: Das erste Grün auf Büschen, vom Kot der Menschen und Hunde seit Jahren gedüngt. Braunwinzige Knospen schon im Morgengrauen im aufgerissenen Fensterloch entdeckt, gerungen nach frischer Luft für den anbrechenden Tag.
„und schöpfen draus die Zuversicht, dass du uns wirst verlassen nicht, sondern ganz treulich bei uns steh, dass wir durchs Kreuz ins Leben gehen“ (aus einem Passionslied, Text: Christoph Fischer, vor 1568).
Auferstehung kommt mit ausgestreckten Händen uns entgegen, trotz Schuld und Tod und Leid, trägt Licht in unsere Erfahrung.
26.
Wackelige, grause Gebilde
Umschweben durch den Kopf
Morphologisches Getöse
aus dem Weltenraum
Egoismen strahlenfähiges
Material glüht in der Brust
Und weiß sich zugebärden,
leider – hemmungslos liegt
mir nicht, kein Sieg möglich
nur das Wachrütteln, Stierblut
nein, Bruchteile davon
bin ich wach, und wir sind
und Du bist, und doch
die Trauer im Schlaf
wie durch den Tag,
ein traumloser,
im ewigen Tagestraum.
27.
Allzu schön werden sein die ersten Trauben
jetzt darf das Haus nicht abbrennen
morgen wird das Herz laut aufschreien
heute soll der Berg zu Mohammed kommen
vorgestern würde ich schon gestorben sein
nach einiger Zeit ist die Hitze unerträglich
jährlich war das Haus voller Gäste
bisweilen konnte ich alle Stufen erklimmen
übermorgen wird der Stern verkauft sein
dann hätten wir endlich unsere Ruhe
in alten Zeiten hingst Du noch Bildern an
im Herbstmantel erschienen Sturmböen
abendliche Eisschollen zerstörten mich völlig
„Herr Du hast mein Flehen vernommen“
Still wird´s sein in meiner Brust, allzu lang dem
Köpfe rauschen zugelauscht und vollgesogen
weinend hörbarer Klang dem verschlossenen
Mund nicht entflogen um an dem Geist
so fliege und erquicke die farbenprächtige
Welt mit Deinem Gesang so Du kommst und
gehst wann immer es Dir beliebt – in stillen Stunden wollen
wir trautes Beisammensein in uns führen wenn Himmel und Erde eins geworden sind.