Heuer im Jahr - Heuer im Tag

 


Tagesanbruch

Ich glaube nicht atmen zu dürfen

ich glaube nicht gehen zu dürfen

ich glaube nicht schreiben zu dürfene

ich glaube nicht leben zu dürfen   ich

ich glaube nicht singen zu dürfen

ich glaube nicht denken zu dürfen

ich glaube nicht rechnen zu dürfen

ich glaube nicht lieben zu dürfen

ich glaube nicht spielen zu dürfen

ich glaube nicht reden zu dürfen

ich glaube nicht hören zu dürfen

ich glaube nicht malen zu dürfen

ich glaube nicht fühlen zu dürfen

ich glaube nicht reisen zu dürfen

ich glaube nicht sparen zu dürfen

ich glaube nicht musizieren zu dürfen

ich glaube nichts sagen zu dürfen

ich glaube nichts verstehen zu dürfen

ich glaube nicht atmen zu können

ich glaube nicht gehen zu können

ich glaube nicht sprechen zu können

ich glaube nicht schreiben zu können

ich glaube nicht leben zu können

ich glaube nicht singen zu können

ich glaube nicht denken zu können

ich glaube nicht rechnen zu können

ich glaube nicht lieben zu können

ich glaube nicht spielen zu können

ich glaube nicht reden zu können

ich glaube nicht hören zu können

ich glaube nicht malen zu können

ich glaube nicht fühlen zu können

ich glaube nicht reisen zu können

ich glaube nicht sparen zu können

ich glaube nicht musizieren zu können

ich glaube nichts sagen zu können

ich glaube nichts verstehen zu können

               ich glaube träumen zu dürfen

               ich glaube schweigen zu müssen

               ICH ?

          

           Morgens

 

 

Wenn bitter der Atem des Traumes mich bewusstlos geschlagen und von neuem der Tag zum Schlangennest wird, wenn der Mund voller Schreie stumm bleibt und ich mich mit den pelzbewaffneten Tiere behänge, die verkauft, verraten an meinem kahlen Leib hängen um den eisigen Wind zu bannen, morgens also:                

Da gehe ich hin, gestern noch sonnig und rot, heute schon müde, morgen dann kalt und bald gelbgrünrot.

 

 

 

 

  

Ein Wintertag

 

 

Wenn wir uns umsehen, siehe da: zwei sich gegenseitig zertrümmernde, dort einer der sich überschlagen hat, viele werden in einem Schneehaufen steckenbleiben. Allerorts ragen steifgefrorene Körper aus Trümmerhaufen. Isaakcs fliegt lachend über die rollenden Eispisten hinweg und überwuert das Eisfeld, durchbricht mir den schneidenden Sturmwind, Abhang und Berg hinwegbewältigt laufen wir ins Tal. Dort: Keine eingeschlagenen Schädeldecken, kein Knochentrümmerfeld mehr, aber Seelenflecken blau und grün, weisen uns aus als Sternendeuter: Lebensgenehmigung für eine weitere Nacht.

 

 

 

 

 

 

 

Ripples and waves

 

Es ein Kreuz und Blut das Kreuz zu wird,

Blut aus Kreuz der Körper ein Kreuz und

Leidendes Sein dartaus Blut, es ein Blut

Und Kreuz zu Erde wird, in Erde versiegt

 

Aufsteigend zu Himmel aus Schnee und Regen,

Wolken flach und klangvoll hell,

ergiesst sich schreiend über Täler hin.

Der See: nun ist er Es. In Erde umrahmt

 

Von weglosem Wald, eingesenkt in Stein

Und Fels und tönendem Licht.

Isaacks hebt sich strömend die Fluten einen

Körper gebärend Mensch der ist und Isaakcs

 

Wird ein Todesurteil ist in Erwartung:

Stückwerk ist er aus Lehm und gibt sich hin

Dem Land und Vater teilt sich scherbenhaft

Und wird erneut zu Wasser, Oase, See, von Rohr

Umgeben, schweigend leuchtend ruht er da.

Musik , zu ripples and waves hin

Bewegt, zum Sein undSchein hin zu:

Du bist der Ton, der Schall, der Klang.

Maientag

 

 

Angeschlammte Luftfeuchtigkeit und diese Hitze im Mai schon. Wirf dir doch den Fernseher ins Hirn, wo der Sommer noch nicht in den Adern blutet. Hau ab in die Gruft ! Ja, Autowaschen und Umfallen, aber Rechnen, Schreiben, Lesen - Vorschulstufe !

 

Vorwürfe über Auswürfe in all dem Tand von Unnötigkeiten. Wegloses Stiegensteigen mit Merkur dem Götterboten. Sprechen ohne Unter lass. In den Verließen des Minotauros Benzin verfahren, Geld verwerfen. Nicht s ist noch lange in Sicht - kein Du..

 

 

 

 

 

 

 

Hotelbesuch in Siena (á Tarkowskij)

 

Mit der Silberplombe im verbrüten leib,betrete ich den feuchten raum und müden Leib in schwertheisser luft. Die Mutter mit Kleinkindern und Touristen verschwimmen zum tapetenmuster, meine räumliche Langeweile wird zum leben am absatzbrett. Der Tritt am marmorboden fleckignass, dem mann, dem gestreiften blauweisshemd blick ich nach, bekannte Bartstoppeln, glatte schlange aus holz und leder in der aktentasche, unbekanntesHotelzimmer mit betenden Mördern, gelbe Fische Schwimmen die kaffeehausstiege hinauf und bilden Luftzeichen: Isaakcs, ohne zu antworten auf meine stummen Fragen.

 

 

 

 

 

 

 

P

A

R

I

S

P

A

R

I

S

PARIS

wenn ich im Parc Monceau male

esse, rauche, zeichne, schreibe

PARIS

wenn ich im Jardin du Luxembourg

gehe, höre, laufe, sitze, stehe, träume, schaue, rieche

PARIS

wenn ich in den Tuilerien                 schnell mal hinterm Baum

lieben will…………………………………………………………………begehren will

verführen will                                               wenn ich von Paris

träume den ganzen                                           gelben tag lang

die ganze blaue                                                 nacht hindurch

 

 

 

Frühes Lichten

 

Wenn Brangänes Ruf morgendlich

Leuchtet, unter schleiernen Tönen

Mahnt (nicht die Vorsehung ist

Anzurufen wenn stählerne Särge zum

Himmel schiessen, euch zu sprühenden

Kratern türmen in mondkalter See)

Wird Isaakcs Gardeleutnant, ein Tambour,

un marin sans navire,

el marinero en alta mar:

Schenkt mir die See à la Hambourg

Und Edith Piaf noch dazu,

die Barke Nero´s und il mare mio,

um unter Purpursegeln die Götter

der Osterinsel zu befreien.

Die neuen Ufer leuchten stiller auf

Über dem Sarg der Sterne, aus den Gräbern

Der Wale, wo unser böses Tun

Nicht mehr verborgen bleibt.

 

 

Hochzeitsessen

 

Schau dir doch die Sterne an, die verbrannte Erde darunter, den Frühling so zweitschönst. Nicht wollen wir vergessen die Freunde, nicht unsere tödlichen Sehnsüchte. Das versiegte Schreien lässt mich

 

Ersticken, die Stimme wird zur eigenen Wüste, möchte sie abwaschen im Nilwasser, auslöschen aus ihr den Namen Cairo: die Siegreiche, mit ihren Herrenhunden, Hetzjagden, Giftbechern. Die Nächte am Wasser platt

 

und weit, daneben die lockende Strasse, darüber das

Balkonzimmer, darunter zertrümmerte Knochen, durchtrtennte Nervenstränge. Luxor schliesslich

 

Hoczeit: geschlachtete Tiere, Menschenopfer, blutig der Strand, rot das Waser, bleierne Lippen, tote Fische, geteerte Hoffnungen. 

Griechischer Sommer

 

Und du träumst dich in meine Hoffnungen, mir gegenübergesessen, sprachenlos ohne erlösende worte. Eine schrägwinkelige Wand fand sich für meinen müden Kopf: dahinter bist du zu nichts geworden und der Schatten meiner Hand ist im Winterlicht länger geworden.

 

Gelaufen, gestern, um in einer griechischen Inselwelt Mensch zu spielen, mit steinigen Wegen im ersten, prallenden Morgenlicht, tosenden Winden aus der steinigen Landschaft, einem Baum im Hof des Hauses, der Bach klirrte r unser Mittagslager hinweg und riss uns mit sich fort..

 

Jahre später trieben uns die Wellen längs an Meeresungeheuern vorbei, auf Delos zu, wo sich unsere allerletzten Hoffnungen auch nicht erfüllen wollten.

 

 

 

Pfingstsonntagnachmittagstadt

 

 

Herzkeinefrohnaturblütenstimmung

Schuhdrückendezeitloslangweilenfrühling

Porträtbildertrübsinn

Denkramvergessenhabenetagmüdigkeit

Strahlendewaldundwiesenzukunfstbilder

Realitätsgesprächsgefordertesego

Skandalwitterungsbedürftigkeit

Genhimmelfliegenmenderluftballonisaakcs

 

 

  

 

 

Sonntagswind

 

es wehen klapprig die eisernen Hanken am rollenden Band der Wind fliegt hell über die Backsteinwand

das Kind es läuft und drängt hinweg, hervor und hinweg es steht mit krausemschwarzen Haar ein Mann im Eck

und glatt sein Fleisch der starken Arme, der dunkle Schurz getränkt, steif und schwarz von dunklem Blut

will dem Kind nun schenken einen Fisch:                                 „Fisch und Fisch und nochmals Fisch, so nimm ihn doch“

der schwarze Mann er sticht den Fisch                                   und will dem Kind ihn reichen      

„Nein, nein, nicht so einen, so einen nicht                                so einen Fisch wi e Du ihn isst, so schenk mir doch

einen Schiff, einen Fisch, einen Schiff                                     ein Schiff, ein Fisch, ein Fisch …..“

blindwütrig wird der haarige Mann und                         fortgezerrt wird es den Schlachtgesellen zu

das fliegt dahin an Haken aufgespiesst:                                 ein Rind, ein Kind, ein Rind, ein Kind

Jausenzeit

Wenn das Kind brav ist, wenn das Kind schweigt, wenn es zur Tante lieb sein will, wenn es nichts zu Hause sagt, wenn es nichts weitererzählt, wenn es sich nicht mehr erinnert, wenn es seinem Papa und seiner Mama einen Gefallen tun will, wenn es sich anständig benimmt, wenn das Kind nicht vorlaut ist, wenn das Kind still bleibt, wenn das Kind brav ist, wenn das Kind ganz besonders still ist, wenn das Kind gleich ins Bett geht, wenn das Kind nicht mehr schreit, wenn das Kind nicht mehr weint, wenn das Kind nicht mehr vorlaut ist, wenn das Kind in der Schule brav lernt, wenn das Kind schweigt, wenn das Kind nur schweigt, schweigt, aber wenn nicht, wenn nicht, wenn nicht.... so kommt es einmal in die Hölle, ja, in die Hölle muss es dann dafür, in die Hölle,, aber wenn das Kind schweigt bekommt es ein Stück Apfelstrudel, ja, ein Stück Apfelstrudel.

Das Kind verhungert mir ja sonst.

 

 

 

16 Uhr 23 (Mystik)

 

 

 

 

Pi = 3,1416 (und weiteren 16 000 000 Dezimalen, errechnet auf einem Computer der University of Tokio)

 

 

 

 

 

 

 

 

Karfreitagserinnerung

Verzeihen musst Du: die Schmerzen, die Angst, die Qual, die Bedrängung, die Verzweiflung, das Eingesperrtsein, die Schläge, die Schande, die blutigen Tücher, die Beschimpfungen, den verdrängten Zorn, die ungestillte Wut, die Todesängste, die Einsamkeit.

(Bin ich ein Aufwiegler, ein Unruhestifter, ein Traumtänzer, ein Fanatiker, ein Narrenvogel ? - Isaacks bin ich)

Dann wirst Du Dich erinnern können, an den Tag, an dem das Schweigen in Dir zu bleiben begann

 

 

 

 

 

Faschingsnacht

Mit allen Namen im traumlosen Schlaf versunken : das Messer am Griff genommen, den Hammer am Stiel dumpfwütig die Gegner bestohlen mit einem Mordsbubengelüst im Hinterkopf

dem Gewitter entgegenriechen rotfreudig bestürzt und Mögliches ahnend wird dieser Tag Isaakcs im Mondgewirr hervorbringen : Italien von Kriegen zerwüstet, mit Hoffnungen verloren gekämpft

im Mai wieder, heuer im Jahr, im Tag, werden wir uns begnadigen, weit weg voneinander, wenn mit dem Honig in den Pfingstrosen Leben kommen wird.

Compared to what ?

Zum Du und Es und Wir und Euch ?

The whole damned nation im Speerbau ?

Villach oder Mainz im Fasching?

An einen Jüngling zu sehr spter Stunde

 

rundum steil der körper                 singvögelleben um dich                             träume vom griff an den leib,               geschlecht und brust                                      ich bieg dich zurecht, werf                               dich um mich und schnappe                         zunge und mund                                               den griff an schwanz, den                       schrägen arsch, die augen                  blondbehaart spitz                                           und purpurn rot der                                     rundum steile körper

 

 

 

 

 

Nachtgebet (31. Dezember)

Wenn die allerletzte Nacht verweht und wir uns wiedersehen zwischen bunten Sittichen, rosagrauem kadu, bist Du mir denn dann noch immer?

Schwarz der Schnee wird sein und voller böser Träume – oder schenkst du mir die hellen, weissn, dann, die aus Prinzenlanden, die zur Sonne werden wollen?

Mit den Füssen wühl ich in den Glasscherben, den Schiefer in den Fingerspitzen, so lauf ich in das neue Jahr und beissend zerschlag ich meine Sehnsüchte.

Dawo du bist wird ich wohl sein, wo ich bin hast du allein mich, in der Luft, von Vögeln zerkreischt.

 

 

 

Diverse Indianer meiner Träume

 

12 red skins, verbiestert noch dazu, fliegen mir in schneidenden Kieselsteinen im Winde zu, ganz bi und beat, zertrümmern Isaakcs stark die Gläser seiner Aussicht. Reisst meine Statuen nieder, erstecht und erschlagt mich, bombt mich in einen schütteren Tod, nichts kann Euch oder mich wiederum ins Vergessen stossen.

Ziehen durch die ausgefransten Wolkenbahnen, schlagen die Regentropfen flach und zerbersten in meinen Gehirnplaneten zu Kugelblitzen: Vergessenes aus versunkenen Welten, verbrannten Räumen, abgelaufenen Lebenszeiten: die krumme Zeit füllt sich rauschen und knallig mit schwarzen Löchern.

 

 

 

Mondsüchtiger Isaakcs

Der Affe Jacki?

Ein alter Sack?

Sag ich`s?

Ich sage es:

Ich s

 

 

 

 

 

 

Absterbensamen (22.40 Uhr)

"Verrà la morte e avrà i tuoi occhi" (Cesare Pavese)

Haufen ungelesener Zeitungen auf Bett und Stuhl, neben Bett Schachteln voller Medikamente, Urinlacke vor dem Bett, die Brille mit der Fassung aus den 60 Jahren unter dem blechernen Nachtkästchen, ich helfe ihm in die Pyjamahose, schamhaft schüchtern wir beide und kein Blick auf entblösstes Fleisch, verdeckt durch einen langen Schlafrock, schottisch gemustert mit braunem Unterton, ein Weihnachtsgeschenk seiner Frau, meiner Mutter, wohl 1984, stockgestützt schleppen wir uns eingehenkt den Gang entlang, vorbei an Sauerstofflaschen, schlauchversehenen Kranken mit verspritzten Blicken.

"All those moments will be lost in time like tears in the rain - time to die... I don't know why he gave me my life, maybe in those moments he had loved life more than he ever had before, not just his life, anybody's life, my life. All he wanted were the same answers the rest of us wanted: where do I come from, where am I going, how long have I got. All I could do is sit there and watch him die." ("Bladerunner")"

“....quand il me prend dans ses bras il me parle tout bas...."(Edith Piaf)

 

12. Oktober 1944, Aufstand in Auschwitz, Geburtstag, 23.40 Uhr  

Tore, Haken, Hunde, Gaskammern, Lazarett, Galgen, Genickschuss, Krematorien, Zyklon B, Krematorien II und III, SS Unterscharführer, Krematorien IV und V, Desinfektoren mit rotem Kreuz, Bad, Duschen, Haare, Brillen, Sterben von Gas dauerte 10 bis 15 Minuten, Todesangst, Exkremente, Urin, Kot, Blut, Todeskampf, Transporte, Auskleideraum, Mutter und Tochter, Frau des Freundes, Asche, ehemalige Geliebte, Tochter des Wirtes, Mutter des Fleischers, Braut des Bauern, man wird uns vergasen, Bialostok, Czestochowa, Schreien, Filip Müller Theresienstadt, Birkenau, Fieber, aus Korfu, Griechenland, Ungarn, Durst Wasser Wasser Wasser, NSDAP, Sonderzugverkehr, SS, Pflicht, Zug nach Warschau, Göring, Frankfurt oder Krakau, Schreibtischmann, Fahrplan, Endlösung, Ziel Konzentrationslager, Zug aus Köln, Essen, Berlin, Flüsterton, Bezirk Opeln, nie ein Wort davon gehört, Nazi, Hitler, Züge, Züge, Schwellen, Kohlen, Polen, Bahnhof Treblinka, Fahrplanordnung, Brillen, nicht darüber sprechen, Opfer, Malkinia, PKR, Ausflugstarif, Eichmann's Amt, Kinder unter vier Jahren gratis, Gruppenreisen, Speisewagen, Oswiecin, Sonderkommando, Hoffnung, Hölle, Arbeitsjuden, Seuchen, Juden aus Makedonien, Bulgarien, Scham und Schande, Ohnmacht, Machtlosigkeit, Baracken, nackt, glatt und rasch, reibungslos, Spezialisten, Blockwart, eingearbeitet, Leichenschlepper, Arbeitslager, Haareschneiden, Kommandantur, Flecktyphus, Herbst 43, Mauthausen, Dachau, Krupp & Siemens, Produktion, Tod, Holland und Belgien Transporte, Hauptscharführer Fries: heute krepieren sie nicht schnell genug, Familienlager BIIB, Mnnerlager, Selektion, Rampe, Vernichtungslager, Auschwitz, Haare, Theresienstadt, wir glaubten es nicht, Stacheldraht, Getto, Himmler, Sonderausweis, Schreibstube, SB, Quarantnen, 4000 Menschen, Kommunisten, 500 000, alte, junge Männer, Kinder, Irre, Kranke, 1000, 150 000, Kindertheater, Politische, Prothesen, Widerstand, Blockschreiber, Canada, Freddy Hirsch, Vrba, Glazar, Oberscharführer, Täter, Chef der Krematorien, aus Frankreich 300 000, Kapos, Aschensee, Gruppen, Kaminsky, Öfen, Gestapo, Wachtürme, Haare, Nacht und Tagschichten, elektrifizierter Stacheldraht, tschechische Häftlinge, Wahrheit, Kohle, Gestapohaft, Schafott, Wachen, 12. Oktober 44 Aufstand in Auschwitz, Judenstern, Morzinplatz, medizinische Versuche, Homosexuelle, Arbeit macht frei, Stockbetten, Mengele, Zigeuner, Widerstandskämpfer, Reisebüro, Saloniki, Frühjahr 43, Anschluss

 

 

 

 

 

À Jean Gebser

 

 

Und Tiefer ist das Leben (gestern war die Zukunft) 

Höher ist das Sein (jetzt.bin.ich.das.Ich.im Wachsen) 

Größer ist der Sinn (das Morgen ist schon im Wahrsein)

Mehrer ist das Lieben (zeitloses Sein)

 

 

 

 

 noch im tiefsten Winter erfüllte

mich das reinste

Blau

 

 

 

 

STUNDENLIEBE

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

Heimkehren zur Erde will ich, in den schlammigen Lehm, nahe dem in der Erde verborgenen Weizensamen. Als Korn will ich wiedererstehen und Nahrung geben, als Lehm will ich zu einem Gefäss werden, als Stein will ich deinen Fuss tragen.

Gib mir die Macht über das Wasser, das alles Leben in sich trägt, und beschütze meine Reise zu dir, flussabwärts den hohen Wolken des Meeres zu.

Gib mir Hilfe und Schutz, der Du die rote Wüste und die schwarzen Berge geschaffen hast, denn für ein anderes Leben, für all die mageren Jahre nach den Katastrophen, wird die Erde am Fluss andere Menschgen gebären.

Die Tiere will ich nicht hindern mit mir am Kreislauf der Welt teilzunehmen. Nur die Erde soll mich lehren zu wissen was wahr ist, nur die Erde soll mir das Wissen, die Wahrheit, den Glauben ermöglichen, denn nach heilloser Änderung trägt mein Herz kein Verlangen.

 

 

 

2

 

In all den Versuchen zum Sein hin verschlinge ich die duftenden Fliederblüten, den wehenden Frühlingswind um meine Fenster. Ich bin nur im Hinaustreten in die Abendkühle, Schritt für Schritt, wenn der Regen tagsüber geleuchtet hat, und ich mehr als verfangen war in der glänzenden Asche meiner Papiere.

Wann haben wir nur das meerlose Leben ohne Strände begonnen, das ständige fort und dahin und hinweg zum ersten Mal gesprochen ?

 

 

 

 

 

 

 

 

3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4

 

Den Leib in einen Körper tun, einfassen und ergänzend umarmen, aller Hoffnungen bar machen um ihn in der schwirrenden Vereinsamung verbrennen zu lassen. Nicht in den glitzernden Steinen wühlen, aber einen Versuch machen in den Brunnenwassern des Marienheiligtums die spriessenden Körperäste zu kühlen, um später nicht lehrlinghaft das Treiben um den Körper in Gedankengebilden von kühler Arroganz einbetonieren zu müssen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7

 

Stein über Stein hinweg tauch den                                     Körper ich ein in den See. Uber den                                   Sumpf hingestreckt, dort wo                                                       wir den nackten Körper verschlammen                                 lassen, wird auch das Gras wieder zu                                 spriessen beginnen.

Schau nicht in den Apfelgrund, steig                                     nicht in den Birnenmond, denn nur die                                 verbrannte Erde kann dir wieder                                               zu einer Haut werden.